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Zinswende & Inflation als Bedrohungsszenarien in 2022 für die Finanzmärkte?

25 Jan, 2022

PEH Wertpapier AG

Zinswende & Inflation als Bedrohungsszenarien in 2022 für die Finanzmärkte?

Die Börsenbilanz des Jahres 2021 fällt trotz einiger heftiger Kursrückgänge positiv aus. Doch welche Gefahren drohen den Anlegern im Jahr 2022? Wie reagieren Fondsmanager auf aktuelle Bedrohungsszenarien wie das Inflationsgespenst, eine Zinswende oder Überbewertungen?


Krisenherde im Jahr 2022

Einige der Krisen und Gefahren aus 2021 nehmen die Finanzmärkte mit ins neue Jahr: Weiterhin ist die Corona-Pandemie keineswegs unter Kontrolle. Omikron sorgt aktuell für stark steigende Inzidenzen– in vielen Staaten sind die Impfquoten niedrig. Lieferengpässe dauern weiter an und drücken bei der Konjunkturerholung auf die Bremse. Auch der Anstieg der Inflation wird zunehmend als Bedrohung empfunden und die Zinswende kommt immer näher. Gerade die Befürchtungen einer restriktiveren Geldpolitik der Notenbanken könnten den Weltbörsen in 2022 einen erheblichen Dämpfer verpassen. Hinzu kommen geopolitische Spannungen, vor allem der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine könnte zu einem Flächenbrand werden, von dem auch die Finanzmärkte nicht verschont blieben.

Es deutet sich an, dass das Jahr 2022 für die Fondsbranche und die Anleger deutlich holpriger wird als das Vorjahr. Daher ist es wichtig, auf alle Szenarien vorbereitet zu sein und schnell auf Entwicklungen reagieren zu können, wenn die ersten Vorzeichen erkennbar sind.

 

Wird die flexible Aktienquote zum Vorteil?

Mischfonds haben gegenüber Aktienfonds den Vorteil, dass sie die Aktienquote flexibel halten und schnell reagieren können. Bei sich anbahnenden Krisen reduzieren sie den Aktienanteil im Portfolio und versuchen, einen möglichst optimalen Zeitpunkt zum Wiedereinstieg bei niedrigeren Kursen zu finden. „Mischfonds haben ein gutes Chancen-Risiko-Verhältnis und erweisen sich bei Marktrücksetzern als wesentlich stabiler, etwa die großen internationalen Aktienindizes“, sagt Martin Stürner, Vorstand der PEH Wertpapier AG. „In Schwächephasen des Marktes kommt es häufig auf Schnelligkeit an. In Zeiten von wachsenden Inflationsraten, Zinswenden und potenziellen Gefahren an den Finanzmärkten müssen Entscheidungen schnell und rational zugleich getroffen werden.“ Für eine hohe Reaktionsgeschwindigkeit lässt sich Stürner von einer künstlichen Intelligenz unterstützen, die permanent Sentiment-Indikatoren analysiert und wichtige Hinweise zur Allokationsentscheidung gibt.

 

Szenario #1: Zinsen rauf & Liquidität runter

Zinssenkungen dienen aus Sicht der Notenbanken dazu, das Wirtschaftswachstum zu befördern. Umgekehrt wirken Zinserhöhungen in die entgegengesetzte Richtung. Die üppige Geldversorgung gibt den Aktien- und Anleihemärkten aktuell noch Rückenwind. Es hat nicht nur den Unternehmen, sondern auch den Aktienmärkten in den letzten Jahren sehr gutgetan, dass die Notenbanken den Geld- und Anleihemarkt stark beeinflussten und ein milliardenschweres Anleihekaufprogramm durchführten.

Nicht nur in den USA, sondern auch in Europa kündigt sich jedoch eine Zinswende allmählich am Horizont an. Zehnjährige Bundesanleihen stehen zum ersten Mal seit Anfang 2019 wieder im Plus. Es handelt sich jedoch weniger um eine echte Wende, sondern vielmehr um den Übergang zu einer Normalisierung des Zinsniveaus. “Back to normal”, wie Stürner es nennt. Steigende Zinsen könnten jedoch dafür sorgen, dass sich die Börsenparty der letzten Jahre ihrem Ende zuneigt. Wenn die ultralockere Geldpolitik der EZB endet, wird sich dies auf die Finanzierungsbedingungen vieler Unternehmen auswirken. Ob es auch zu einer echten Zinswende in Europa kommt, ist allerdings fraglich. Dagegen spricht, dass viele Euroländer hoch verschuldet sind und höhere Zinsen die angespannten Staatshaushalte zusätzlich belasten würden.

Steigen die Zinsen, werden für Unternehmen Kredite teurer, da sich die Refinanzierungskosten der Banken erhöhen. Zudem werden Banken ihre Kreditvergaberichtlinien verschärfen und höhere Eigenkapitalquoten erwarten. Bestehende Kredite könnten gekündigt werden, so dass es zu Liquiditätsproblemen kommt, was das Wachstum erschwert. Nicht alle Unternehmen werden jedoch von einer Zinswende gleich betroffen sein, sondern gerade denjenigen Firmen, die das gegenwärtig niedrige Zinsniveau gar nicht benötigen, eröffnen sich zusätzliche Chancen, da Wettbewerber aus dem Markt gedrängt werden.

Noch stützt die hohe Liquidität die Kredit- und Aktienmärkte. Bei einer Zinswende müssen nicht nur Unternehmen gegensteuern, sondern auch Fondsmanager und Vermögensverwalter. Mischfonds stehen hier die erforderlichen Werkzeuge zur Verfügung. Mit flexiblen Aktienquoten, einer Absicherung durch Derivate und einer intelligenten Datenverarbeitung kann die Investmentstrategie gezielt auf das aktuelle Marktgeschehen und potenzielle Krisen ausgerichtet werden.

 

Szenario #2: Steigende Inflation

Es zeichnet sich immer mehr ab, dass die Inflationsraten weltweit länger auf einem erhöhten Niveau bleiben, als dies von den Notenbanken zunächst angenommen wurde. Hinzu kommen die weiterhin stark anziehenden Immobilienpreise. Fallende Arbeitslosenzahlen sowie wachsender Konsum und Güternachfrage führen zu höheren Preisen. Bei einer ansteigenden Inflation können Unternehmen ihre Preise erhöhen und höhere Umsätze und Gewinne realisieren, wovon wiederum Aktionäre als Anteilseigner der Unternehmen profitieren. Wohingegen Anlagen in Geldwerten der Inflation schutzlos ausgeliefert sind.

Allerdings sollte es sich beim Erwerb von Aktien um Marktführer handeln, die über eine entsprechende Preissetzungsmacht verfügen, um höhere Kosten im Einkauf oder in der Produktion auch problemlos als Preiserhöhungen an die eigenen Kunden weitergeben zu können. Daher ist in Inflationszeiten eine Fundamentalanalyse für die Auswahl der Unternehmen besonders wichtig.

 

Schlägt die Stunde der Stockpicker?

Gerade viele US-Technologiewerte haben in den letzten Wochen massiv an Wert eingebüßt. Vor allem Unternehmen, die wenig oder keine Gewinne erwirtschaften, wurden abgestraft. Hingegen sind laut Martin Stürner Unternehmen mit bewährten Strategien und zuverlässigen Erträgen klar im Vorteil: “In diesem Jahr kommt es darauf an, was das Businessmodell abliefert. Unternehmen, die auf absehbare Zeit keine Earnings haben, trifft es besonders hart. Daher ist nun die Stunde der Stockpicker. Aktive Ansätze sind gefragt.“

Aktuell deutet Stürners-Künstliche Intelligenz noch nicht eindeutig erkennbar daraufhin, ob sich die Inflation substanziell durchsetzen wird und welches Niveau das „new normal“ werden könnte. Stürner: „Für Anfang 2022 sind noch Basiseffekte vorhanden, welche die Inflationsrate erhöhen. Wenn dieser Inflationsbuckel begradigt ist, könnten wir die Rückkehr in den Korridor von 1,5 bis 2 Prozent sehen.“ Hyperinflationäre Tendenzen erkennt der Fondsmanager aus heutiger Sicht nicht. 

Aktuelle Einschätzungen von Martin Stürner finden Sie im Podcast “Stürner Spontan”.

Quelle: Rainer Wagenhäuser, CAPinside.com, 25.01.2022